Steigende Grundstücks- und Immobilienpreise sorgen nicht nur für allgemeine Wohnungsnot, sondern auch dafür, dass viele Einheimische andernorts ihr Glück versuchen müssen. Um dieser Umsiedlung entgegen zu wirken, streben die Kommunen danach, Familien durch Vergünstigungen und Initiativen zum Eigenheim vor Ort zu verhelfen.
Hintergrundwissen zum Förderungsmodell
Speziell im Umkreis von wirtschaftlichen Ballungsgebieten wie Landeshauptstädten und Großstädten im Allgemeinen ist es schwer, noch unbebautes Land zu finden oder eine Immobilie zu kaufen. Immer mehr Menschen, die seit Generationen mit ihrem Heimatort verbunden waren, bleibt deshalb keine andere Wahl, als wegzuziehen. Als Ausweg aus dieser wenig wünschenswerten Situation haben einige Gemeinden damit begonnen, durch das „Einheimischen-Modell“ Bauland mit bis zu 40 % Preisnachlass gegenüber den Marktwerten an ortsansässige Familien zu veräußern. Das Bauland wird aus vorhandenen landwirtschaftlich genutzten Flächen nur unter einer Bedingung erschaffen: Die Grundstücke müssen von den Eigentümern preiswert an die Kommune verkauft werden. Die Behörden wiederum machen das Land dann den Familien aus der Gegend bzw. dem Ort zugänglich. Lobenswert und früchtetragend wie diese Initiative ist, wurde dem Vorhaben unlängst ein Stein in den Weg gelegt: An einem Beispiel aus Belgien wurde deutlich, dass dieses Projekt auch negative Auswirkungen mit sich bringt, weshalb der europäische Gerichtshof eingriff. Es sei den auswärtigen Haus- und Grundstückssuchenden gegenüber unfair, die Ortsansässigen zu bevorzugen. Diese Handhabung hindere Werte wie den freien Kapitalverkehr und die Niederlassungsfreiheit. Neben der Ortsgebundenheit spiele z. B. noch die Wahl des Arbeitsplatzes eine Rolle. Statt die Begünstigung ganz zu verbieten, verschärfte die Obrigkeit die Richtlinien: Will die Gemeinde Bauland mit Einheimischen-Rabatt gewähren, dann hat dies auf sozialen Kriterien zu basieren. Jeder Fall soll unter sozialökonomischen Gesichtspunkten betrachtet werden.
So profitieren alle Beteiligten
Im Grunde geht es nun nicht nur darum, lokalen Interessenten eine bessere Chance zu geben, sondern darum, für die gesamte Kommune so viel wie möglich dabei herauszuholen. Familien, in denen Angehörige mit einer Behinderung leben, erhalten ebenso Vorzug wie vielköpfige Familien, da es in dem Bewertungssystem für jedes Kind Punkte gibt. Damit wirkt man indirekt dem Problem entgegen, dass die Bevölkerung in manchen Gegenden zu alt wird. Abgesehen davon ist soziales Engagement gefragt. Wer sich aktiv für das kommunale Wohlergehen einsetzt, also z. B. als ehrenamtlich Tätiger, Leiter eines Sportvereins oder als Mitglied der freiwilligen Feuerwehr, hat gute Chancen. Noch nicht Aktive können sich für mehrere Jahre dazu verpflichten. Zu den Auswahlkriterien gehört es außerdem vielerorts, dass man bis zu zwei Jahrzehnte sesshaft bleibt; andernfalls muss man den vonseiten der Kommunen gebotenen Preisnachlass beim Grundstückskauf zurückerstatten.